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Die Mieterin 10
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Im Sex-Shop:

Ich hatte wieder mal keine Ahnung, was mich heute erwarten wuerde. Einkaufen? Fuer ihn in den Supermarkt gehen? Nachdem ich ihm ja schon seine Toilette saubermachen durfte, haette mich das nicht ueberrascht. Aber ich war zuversichtlich, dass mein Meister schon wissen wuerde, was gut fuer mich ist. Ich war freudig erregt, zumal ich nun seit Tagen keinen Orgasmus mehr hatte. Vielleicht wuerde mich mein Meister ja heute mit einem Hoehepunkt belohnen.

Ich schminkte mich etwas, obwohl ich darin wenig Erfahrung hatte. Also ein bisschen die Wimpern schwaerzen, eine leicht getoente Gesichtscreme und einen dezenten Lippenstift sparsam aufgetragen. Sexy anziehen? Na gut, heute war es draussen fruehlingshaft warm, also verzichtete ich auf einen BH. Ich entschied mich fuer eine unifarbene rote Bluse. Mein schwarzer Slip wurde durch ein ebenso schwarzen kurzen Ledderrock versteckt, dazu noch rote Pomps und mein Outfit stimmte. Vielleicht haette ich noch Seidenstruempfe anziehen sollen, aber ich besass keine. Um kurz vor fuenf klingelte ich dann unten bei Herrn Luchs.

Es oeffnete jedoch nicht mein Meister persoenlich, sondern - Tan- ja!

Ich glotzte sie an, als saehe ich sie zum ersten Mal. Tatsae- chlich haette ich sie wahrscheinlich nicht sofort erkannt, wuerde ihr Name nicht gross auf dem T-Shirt prangen. Mein ganze Aufmerk- samkeit richtete sich auf ihr Gesicht oder besser gesagt auf den knallroten Ball in ihrem Mund. Der Ball hinderte sie daran, ihren weit aufgerissenen Mund zu schliessen. Offenbar war der Ball mit einem Riemen, der um ihren Kopf herumfuehrte, festgemacht. Sie schaute mich aus veraengstigten Augen an. Da sie nicht sprechen konnte, wich sie einen Schritt zur Seite und deutete an, ich solle eintreten.

Ich ging voran durch die einzig offene Tuer im Flur, dem Ar- beitszimmer. Dort stand Herr Luchs hinter einer Kamera, die auf einem Stativ befestigt war.

"Du bist ueberpuenktlich, Melinda. Ich muss nur noch ein paar Bilder schiessen, dann bin ich fertig."

Tanja huschte an mir vorbei und legte sich wieder auf das grosse Bett. Auf dem Ruecken liegend, spreizte sie die Beine, so dass sie ihre Vagina direkt der Kamera praesentierte. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ihr T-Shirt ihr einziges Kleidungsstueck war. Ein Blitz zuckte auf.

"Spreiz deine Fotze mit den Fingern, Tanja. Ich will deine intim- sten Stellen Fotografieren."

Zoegernd fuhr sie mit einer Hand zwischen die Beine und oeffnete den Spalt mit zwei Fingern. Wieder ein Blitz. Wie peinlich mochte ihr die Situation sein? Ich hatte sie ja schon beim ersten Abend getroffen. Was mochte sie von mir denken? Obwohl ich die Vor- fuehrung gesehen hatte, war ich ja geblieben.

"Weiter auf. Nimm beide Haende!"

Ich senkte den Blick. Mir war klar geworden, dass es einfach un- verschaemt ist, sie weiter so anzustarren. Hatte ich jegliches Mitgefuehl verloren?

Noch ein paar Mal blitzte es, dann war der Film voll.

"Tanja, ins Untersuchungszimmer, auf den Stuhl. Ich werde dir gleich ein paar Kontrollfragen stellen." Wortlos sprang sie auf und eilte aus dem Zimmer.

"Heute war Tanjas letzte Gelegenheit, den fehlenden Eintrag auf ihrem T-Shirt zu bekommen. Da sie scheinbar sehr zimperlich ist, weigerte sie sich bei vielen Vorschlaegen, die ich ihr machte. Es blieb nur noch eine kleine Fotositzung." Er laechelte mich wieder luestern an, waehrend er den Film in der Kamera zurueckspulte. "Melinda, du gehst jetzt zum Sex-Shop in der Hauptstrasse. Dort gibst du diesen Film zum Entwickeln ab. Gleichzeitig holst du die Fotos von dir ab, klar?"

In den Sex-Shop? Um den ich immer einen grossen Bogen mache? Als Frau? Ich bekam weiche Knie.

"Ja, Meister" kraechzte ich hervor.

"Und bring die neueste Ausgabe der Zeitschrift 'Happy Weekend' mit. Hier hast du den Film und etwas Geld." Er ueberreichte mir eine Dose und zwei Zwanzigmarkscheine. "Du hast dich sehr huebsch gemacht, Melinda. Ich sehe, du hast keinen BH an, das war klug. Heb deinen Rock hoch."

Sofort war mir klar, was nun kommen wuerde. Ich rollte den engen, kurzen Lederrock etwas hoch und zeigte ihm meinen Slip.

"Slip ausziehen!"

Wortlos streifte ich das Kleidungsstueck herunter. Trotz meiner uebrigen Klamotten fuehlte ich mich nun nackt. Mir war in diesem Moment bewusst, dass ich gleich ohne Slip auf der Strasse stehen wuerde.

"So, jetzt geh. Lass dir ruhig Zeit. Ich habe ja Tanja hier."

Er liess mich stehen und ging aus dem Zimmer.

Ein neuartiges Gefuehl stieg in mir auf und verschaffte sich Luft in meinem Bewusstsein. Er habe ja Tanja hier, hatte er gesagt. Er wuerde sie nun mit dem Luegendetektor untersuchen. Er wuerde Luegen finden. Und dann wuerde er sie bestrafen. Und noch bevor ihre zwei Stunden um sind, wuerde er sie ficken. Das Gefuehl war einfach zu identifizieren: Eifersucht.

Konnte das wirklich sein? Wuenschte ich mir wirklich, jetzt an Tanjas Stelle zu sein? Sehnte ich mich schon so nach Unterwer- fung, dass ich Eifersucht empfand, wenn eine andere von ihm ge- fickt wurde?

Immer noch im Gefuehlschaos versunken trat ich aus dem Haus. Gedankenverloren ging ich ein paar Schritte. Dann machte mich jedoch eine kuehle Brise auf meine unzweckmaessige Kleidung auf- merksam. So warm schien es um diese Uhrzeit doch nicht mehr zu sein. Ich hielt an und sah mich um. Kein Mensch war in meiner Naehe. Auf der anderen Strassenseite ging ein Paerchen. Ein Auto fuhr vorbei. Sollte ich den Bus nehmen? Das waere schneller und bequemer. Aber vielleicht reichte dann mein Geld nicht mehr fuer den Einkauf. Ausserdem konnte man im Bus meine fehlende Kleidung eher bemerken als auf dem Buergersteig. Also zu Fuss. Ich zog den Rock noch etwas tiefer und ging zuegig los.

Jeder, aber auch wirklich jeder, der mir begegnete, starrte mich an. Ich schaute konsequent weg, aber ich nahm ihre Blicke aus den Augenwinkeln wahr. War es meine aufreizende Aufmachung? Immerhin war ich fuer diese Jahreszeit schon etwas zu freizuegig angezo- gen. Regten sich bei den Maennern Fruehlingsgefuehle? Oder sah man mehr, als ich zeigen wollte? Da der Betrieb auf der Strasse staendig zunahm, waehlte ich schliesslich einen Umweg ueber mehrere kleinere Seitenstrassen. Hier war kaum jemand unterwegs. Nach fuenfundzwanzig Minuten sah ich in der Ferne mein Ziel. Ich blieb stehen und atmete einmal tief durch.

Ein Schild kuendigte mit roten, verzierten Lettern auf weissem Grund "Peters Sex-Shop" schon von weitem an. Mit behutsamem Schritt naeherte ich mich den Schaufenstern. Ausgerechnet jetzt kam mir aber jemand entgegen. Ein Mann. Verstohlen blickte ich seitlich auf das Schaufenster, ohne meinen Kopf zu drehen und ohne meinen Schritt zu verlangsamen. Man konnte nicht ins Innere des Ladens sehen, da das Fenster von innen ganz mit weisser Folie beklebt war. Nur der Schriftzug "Sex-Shop" lief quer darueber. Etwas kleiner stand darunter "Videokabinen", "Magazine" und sowas wie "Non-Stop Programm". Genau als ich auf Hoehe der Tuer vor- beikam, ging auch der mir entgegenkommende Mann an mir vorbei. Die Tuer des Ladens war offen und der Eingang durch eine Art dicken Vorhang geschuetzt. Ich dachte nicht im Traum daran, jetzt anzuhalten oder gar reinzugehen. Ich schlenderte teilnahmslos vorbei und liess den Laden hinter mir.

Ich bog in die naechste Seitengasse ein und blieb stehen. Mein Puls hatte sich erhoeht. Was war ich doch fuer ein Feigling! Bloss weil ein Fremder mir entgegenkam hatte mich der Mut ver- lassen. ist ein Sex-Shop nicht ein Laden wie jeder andere auch? Also los, andere Leute gingen auch dort hinein! Unbewussterweise und voellig ueberfluessig zog ich wieder einmal den Rock etwas nach unten und machte entschlossen kehrt.

Als ich wieder am Eingang ankam, war diesmal niemand in meiner Naehe. Trotzdem verspuerte ich den Zwang, mich noch einmal um- zusehen, bevor ich den Vorhang beiseite schob. Das, was ich hier tat kam mir schlecht und schmutzig vor. Aber ich tat es fuer meinen Meister. Ich schob den Vorhang beiseite.

Ja, und dann war ich drin. Ich hatte es mir heller und freundlicher vorgestellt. Und auch irgendwie groesser. Stattdessen stand ich in einem Laden von Wohnzimmergroesse, der bis unter die Decke mit Waren vollgestopft war. Ich sah drei Kun- den, die alle in langen Maenteln gekleidet waren. Zwei standen an einer Wand voller Hefte und lasen in Magazinen, die sie in der Hand hatten. Der Dritte stand an der Kasse und nahm gerade ein braunes Paeckchen vom Kassierer an. Aus einem Lautsprecher toente die Stimme eines Nachrichtensprechers aus dem Radio. Ich stand stocksteif da und wurde voll meiner Situation bewusst. Aufreizend gekleidet. Ohne BH und Slip. In einem Sex-Shop. Unter Maennern. Einer der Magazinleser blickte ueber seine Schulter und glotzte mich an. Unwillkuerlich schaute ich weg. Nur der Gedanke daran, dass ich hier fuer meinen Meister eine Aufgabe zu erledigen hatte, vor der ich mich nicht druecken konnte, hinderte mich daran, umzudrehen und aus dem Laden panikartig zu fluechten. Wenigstens war niemand hier, der mich kannte.

Ich versuchte, ruhig zu bleiben. Meine Blick streifte die mit Heften gepflasterte Wand, die Regale mit Videofilmen, die Eingaenge zu den Videokabinen, ein Regal mit Plastikschwaenzen, Unmengen von Kondomen und viele andere Dinge, die ich gar nicht auf Anhieb erkannte. Ich wuerde jetzt einfach zu der Wand mit den Heften gehen, mir besagtes Magazin schnappen, den Film abgeben, einen Film geben lassen, bezahlen und dann raus. Wenn man einen Plan hat, kann gar nichts passieren. Ich ging zur Magazinwand und suchte.

Ich war erschreckt, abgestossen und fasziniert zugleich, was man dort alles sah. Nackte Koerper beiderlei Geschlechts, manchmal beim Verkehr, manchmal in gewagten Posen. Hefte mit sehr jungen Maedchen drauf, spermaverklebte Koerper, schwule Paerchen beim Analverkehr, dicke Frauen, Riesenschwaenze, Riesenbrueste, ... die Auswahl war unglaublich. Nie haette ich mir traeumen lassen, dass es eine solche Unmenge an verschiedenen Pornoheften gab. Ich hoerte, wie hinter mir weitere Personen in den Laden kamen und den Kassierer begruessten. Ich drehte mich nicht um, sondern konzentrierte mich darauf, das von meinem Meister gewuenschte Heft zu finden. Eine Ordnung gab es offenbar nicht, und selbst wenn es eine gegeben haette, haette ich nicht gewusst, wo ich suchen sollte, ich kannte ja nur den Titel des Heftes. Der Maga- zinleser neben mir, der mich auch angeschaut hatte, legte ein Heft zurueck und nahm sich ein neues aus dem Regal. Es trug den Titel "Seventeen" und sein Titelblatt zierte ein augenscheinlich sehr junges Maedchen in offenherziger Pose. Interessiert schaute ich den Mann an. Er sah ganz nett aus und ich schaetzte ihn so um die dreissig. Dann schaute er fuer einen winzigen Moment zu mir, wandte seinen Blick aber sofort ab, als er merkte, dass ich auch ihn anschaue. Offenbar war es ihm peinlicher als mir.

Durch diesen winzigen Erfolg ermutigt, sprang ich ueber meinen eigenen Schatten und ging in die Offensive.

"Entschuldigen Sie", fragte ich ihn im Fluesterton, "wo finde ich denn das Heft 'Happy Weekend' oder so?"

Jetzt hatte ich ihn wohl total verschuechtert. Hilflos starrte er mich an. Er raeusperte sich verlegen, zeigte nach unten und kraechzte ein duennes "Dort" hervor.

Er hatte recht. Da die Frau auf dem Titelbild nicht vollkommen Splitternackt war und noch einen Slip trug, hatte ich es gar nicht beachtet. "Danke", laechelte ich ihn freundlich an.

Das Heft war ueberraschend dick, ich blaetterte es jedoch nicht durch. Entsetzt stellte ich jedoch fest, dass dahinter noch ein Exemplar des gleiches Magazins aber mit anderem Titelbild war. Welche Ausgabe war nun neuer? Ich ging in die Hocke, um den Sta- pel genauer zu untersuchen. Mein kurzer Rock rutschte dadurch beaengstigend weit nach oben. Ich sollte mich also beeilen, bevor ich zuviel Aufmerksamkeit auf mich ziehen wuerde.

Ich fand noch eine andere Ausgabe, aber die Numerierung kennzeichnete das vorderste als das neueste. Aber war es auch wirklich das allerneueste? Ich durfte auf gar keinen Fall eine veraltete Ausgabe meinem Meister mitbringen. Ich stand auf und zupfte meinen Rock wieder zurecht. Der Mann neben mir war inzwischen zur anderen Seite gedreht. Dann sah ich ein Heft, von dessen Titelbild ich meinen Blick nur schwer abwenden konnte. Es zeigte einen muskuloesen, braungebrannten Mann, der in seiner Hand seinen steifen, riesigen Schwanz hielt.

Impulsiv langte ich nach dem Heft und blaetterte es durch. Es war offenbar ein Schwulenmagazin, doch auch ich konnte den Abbil- dungen nicht widerstehen. Fluechtig sah ich mir jede Seite an. Ich sah viele knackige und gutgebaute Maenner, jedoch nur der Mann auf dem Titelbild hatte einen so wunderschoenen Schwanz. Im Magazin waren weitere Abbildungen des Mannes, wie er sich von einem anderen Mann mit dem Mund verwoehnen liess, ihm dann den Prachtschwengel in den Po schob und ihn danach vollspritzte.

Ich muss wohl eine ganze Weile mit dem Heft verbracht haben, denn auf einmal wurde mir die Enge an der Heftwand unangenehm bewusst. Inzwischen waren weitere Leute in den Laden gekommen. Um diese Uhrzeit war das bestimmt auch kein Wunder, denn jetzt war fuer viele Feierabend. Mein Unwohlsein wurde aber etwas durch die Anwesenheit eines Paerchens gemildert. Ich war also nicht die einzige Frau hier.

Rasch legte ich mein Heft zurueck und ging mit dem Magazin fuer meinen Meister zur Kasse, wo gerade niemand bedient wurde. Ich holte den Film aus meiner Rocktasche, legte das Heft auf den Tresen und blickte dem Kassierer direkt in die Augen.

"Ich moechte diesen Film entwickeln lassen und einen abholen."

Der Mann an der Kasse verzog keine Miene.

"Auf welchen Namen, bitte?"

"Auf ... Luchs. Herrn Luchs" antwortete ich, wobei ich das Wort 'Herrn' besonders betonte.

"Einen Moment bitte".

Er nahm den Film und liess ihn in einen Tuete fallen. Mit einem Kugelschreiber schrieb er 'Luchs' drauf und kreuzte einige Dinge auf dem Umschlag an. Er knickte das obere Ende um und klebte die Tuete sorgfaeltig zu. Dann drehte er sich um und ging durch eine offenstehende Tuer in einen Hinterraum.

Er liess sich Zeit. Mehr Zeit, als mir lieb war. Binnen einer Minute gesellten sich noch zwei weitere Kunden zu mir an die Kasse. Dabei war mir besonders der direkt neben mir stehende dicke Typ sehr unsympathisch, denn er roch etwas streng.

Der Kassierer kam mit mehreren Fototaschen zurueck. "Das waeren dann drei Filme, richtig?"

Huch, damit hatte ich nicht gerechnet. Offenbar war mein Meister nicht nur Gelegenheitsfotograf.

"Ja. Das heisst nein, ich habe gar nicht so viel Geld mit. Was kostet das denn?" Ich war erstaunt, wie locker mir die Worte von den Lippen kamen. Es war halt doch ein ganz normaler Laden.

"Jeder Film zwanzig Mark, zusammen also sechzig".

Das Preisschild meines Heftes verkuendete ebenfalls zwanzig Mark. Da ich genau zwei Zwanzigmarkscheine dabei hatte, konnte also genau einen Film kaufen. Ich hatte nur eine Wahl: Nachsehen, auf welchem ich drauf war.

"Dann reicht das Geld nur fuer einen Film." antwortete ich. "Koennte ich bitte mal reinschauen?"

Er schaute mich fragend an. "Ist es eigentlich nicht egal, wel- chen Film sie jetzt nun mitnehmen?"

"Nein, ich muss den Film mitbringen, auf dem ich drauf bin ..."

Verdammt! Zu spaet wurde mir bewusst, was ich da gesagt hatte. Es war halt doch alles nicht so einfach. Ich haette mir auf die Zunge beissen koennen. Mein letzter Satz hallte noch einmal in meinem Kopf herum. Ich spuerte die Blicke der beiden neben mir wartenden Kunden, ohne mich umzudrehen. Ich wusste, wie sie mich jetzt anstarrten. Ich bin drauf, hatte ich gesagt. Nacktaufnah- men. Von mir. Und ich habe gesagt, ich muesse ihn mitbringen. Mit nur ein wenig Phantasie konnten sich die beiden nun genau vorstellen, in welcher Lage ich mich befand...

Der Verkaeufer oeffnete eine der drei Tueten und holte einen Stoss Bilder heraus. Ich bewegte mich nicht. Offensive, dachte ich. Ich musste dieser peinlichen Situation offensiv begegnen, denn den anderen ist ebenfalls mulmig zumute, oder? Ich sah zur Seite, dem Dicken ins Gesicht. Er laechelte mich ebenso offensiv an, wie ich scheiterte, offensiv zu schauen. Er schaute nicht weg. Er laechelte mich weiter wissend an. Im Hintergrund sah der andere Mann schnell zu Boden.

Ich starrte den Dicken weiter an. Ploetzlich schaute er auf den Tresen, noch breiter laechelnd. Als auch ich hinschaute, wusste ich, warum. Der Verkaeufer holte inzwischen den dritten Stoss aus der letzten Tasche. Die ersten beiden lagen bereits auf dem Tisch. Die oben auf den Stapeln liegenden Fotos waren nicht nur von mir, sondern auch von dem Dicken einzusehen. Auf einem war ich zu sehen. Auf dem Ruecken liegend. Die Beine weit gespreizt, meine rasierte Vagina der Kamera praesentierend. Wir beide sahen es. Das obere Foto des anderen Stapels zeigte eine mir ebenfalls bekannte Frau in aehnlich offener Pose. Haette sich vor mir die Erde aufgetan, waere ich ohne zu zoegern liebend gerne von ihr verschluckt worden. Mein Herz pochte bis zum Hals.

Schnell legte ich beide Haende auf die Fotostapel und reichte dem Verkaeufer den, auf dem mein Foto prangte.

"Das ging aber schnell." Er schaute mich verdutzt an. Er hatte wohl erwartet, dass ich erst alle Bilder angucken muesse.

Er packte die Bilder wieder in die Tueten und legte zwei beiseite.

"Dann bekomme ich zwanzig Mark von ihnen."

Nun hatten sich alle Hemmungen wieder bei mir eingefunden. Saemtliche Selbstsicherheit war futsch. Ich traute mich nicht, zur Seite zu sehen.

"Das ... ist das die ... die aktuelle Ausgabe?" stotterte ich und hielt ihm die Zeitschrift 'Happy Weekend' hin.

"Nein, die haben wir gerade erst reinbekommen. Einen Moment, bitte." Wieder huschte er nach hinten.

Der Dicke neben mir legte nun ein Heft, das er die ganze Zeit unter dem Arm hatte auf den Tresen. Es zeigte eine splitternackte junge Frau, die ihre rasierte Vagina beinahe ebenso offenherzig praesentierte wie ich auf dem Foto, nur dass sie dabei kniete. Unwillkuerlich sah ich wieder in seine Richtung und bereute es sofort. Sein Grinsen war noch daemlicher geworden. Ich erwartete jeden Moment eine dumme Anmache. Hatte er gesehen, dass ich keinen BH trug? Sicherlich. Ahnte er, dass ich unter meinem Rock nackt war?

Der Verkaeufer kam jedoch wieder rein und legte mir ein Heft hin, das ebenfalls den von mir gewuenschten Titel trug.

"Frisch aus der Druckerpresse. Das waeren dann zusammen vierzig Mark."

Ich reichte ihm meine zwei zerknitterten Scheine. Genau wie bei den anderen Kunden packte er meine Sachen in einen braunen, unauffaelligen Umschlag, den er mit einem Klebeband zuheftete. Diesen reichte er mir.

"Schoenen Gruss an Herrn Luchs."

"Ja," sagte ich entgeistert, "auf Wiedersehen."

Ich klemmte den Umschlag unter den Arm und verliess mit schnellen Schritten den Laden. Auf der Strasse angelangt, musste ich erst einmal tief durchatmen. Die kuehle Abendluft wirkte wie eine Befreiung von dem engen Muff des Sex-Shops. Hier fuehlte ich mich wieder sicher. Noch einmal am Rock gezupft, dann eilte ich nach Hause. Meine Aufgabe war erfuellt. Mein Meister wuerde zufrieden sein. Ich freute mich auf ihn.

Ich lieferte die Bilder und das Magazin bei Herrn Luchs unten ab. Kein Wort zu mir. Er nahm den Umschlag einfach an sich und machte die Tuere vor mir zu. Er hatte mich nicht einmal angesehen. Enttaeuscht ging ich in meine Wohnung.

Erst als das Telefon klingelte und ich seine Stimme hoerte, wusste ich, dass auch das wieder ein Fehler war. Ich haette na- tuerlich warten muessen, denn von weggehen hatte er nichts gesagt. Sofort toente mir sein lautes Organ aus dem Hoerer entgegen.

"Es ist unglaublich, welche Dreistigkeiten du dir erlaubst, Moni- ka" ertoente seine Stimme. "Es wird wohl Zeit, dass du ein fuer allemal verstehst, dass du allein meine Befehle auszufuehren hast und sonst nichts. Ich habe eine kleine Ueberraschung fuer dich vorbereitet, morgen frueh wirst du mehr erfahren." Er legte auf, ohne dass ich auch nur ein Wort sagen konnte.

Ich hatte wieder alles verdorben. Anstatt ihn gnaedig zu stimmen und zu hoffen, dass er mir meine gute Arbeit irgendwie belohnen wuerde, hatte ich wieder einen dummen Fehler begangen.